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Ein Projekt für Frauen

Damals auf Lesbos hatte ein junger Flüchtling die Idee, aus übrig gebliebenen gespendeten Kleidern und Stoffen Taschen herzustellen. Diese Idee brachte ich ein in das Frauenhaus, wo ich damals tätig war. Gemeinsam mit einer jungen Afghanin starteten wir das Projekt, bis ich zurück in die Schweiz kehren musste – erst dort holten mich die Taschen wieder ein.

Nur seit kurzem in der Schweiz angekommen, kontaktierte mich die junge Afghanin. Sie bat mich das Taschenprojekt gemeinsam fortzuführen und wollte sich so eine Perspektive und eine Einnahmequelle schaffen. Für mich war es keine Frage, sie dabei zu unterstützen, und für sie Möglichkeiten zu bieten, die ihr in Europa verwehrt blieben. Also spannte ich mich mit einer Freundin aus Berlin zusammen und begann dieses Projekt aufzugleisen. Was uns erwartete, war überhaupt nicht einfach. Fast ein Jahr verbrachten wir damit, Lösungen zu finden, wie wir auf Lesbos an Stoffe kommen, wie wir die junge Afghanin beschäftigen konnten, ohne dass ihr die Aufenthaltsgenehmigung entzogen wird, wie wir jemand finden, der uns einen Raum für die Produktion der Taschen zur Verfügung stellt, wie wir die Taschen nach Deutschland und in die Schweiz verschiffen würden.

Wir verbrachten Stunden für Stunden mit unendlich vielen bürokratischen Fragen, solange bis meine Berliner Freundin sich dafür entschied, das Projekt zu verlassen. Dies war der erste Stolperstein, der mir in die Quere kam. Doch dieser wurde schnell aus dem Weg geräumt, denn wie es der Zufall wollte, oder auch nicht – so lernte ich an einem Anlass Diana und Markus und damit auch #EducationEveryone kennen. Sie suchten ein Projekt und ich hatte ein angefangenes Projekt. Also starten wir erneut, diesmal mit dem Ziel, auf Lesbos eine NGO zu finden, die sich direkt vor Ort um die Menschen und das Projekt kümmern würde und mit der wir eine Kooperation eingehen konnten.

Wir fanden nicht nur die Organisation, welche Menschen auf der Flucht unterstützt, sondern diejenige, die auch die lokale griechische Bevölkerung fördert und mit Flüchtlingen zusammenbringt. Genau das, wonach wir suchten. Nun hatten wir alles und waren mehr als bereit. Leider folgte dann der bisher grösste Stolperstein. Freude und Trauer waren so nahe beieinander: Die junge Afghanin hatte den positiven Bescheid, dass sie endlich die Insel verlassen und auf das Festland von Griechenland ziehen konnte. Für uns bedeutete dies aber, dass sie unser Taschenprojekt verlassen würde. Unser Set-Up mussten ein weiteres Mal neu überdacht werden.

Es war unser Glück, dass wir möglichst bald zwei Schneider aus dem Flüchtlingslager Moria ausfindig machen konnten, welche gemeinsam mit Marjeke, unserer Projektleiterin vor Ort, die Taschen von Grund auf neu entwickelten. Dies gemeinsam mit zehn Schneiderinnen, die aus Syrien, Afghanistan und verschiedenen Ländern in Afrika geflohen sind. Entstanden ist daraus das Label – bagforeveryone – vegane Taschen, alle handgefertigt, alles Einzelstücke, kreiert von Flüchtlingsfrauen aus Lesbos.

Olivia